40 Jahre nach ihrer Gründung steht die Partei vor neuen Herausforderungen.
„Das, was ich eigentlich will, ist die Verantwortung übernehmen“, erklärte Grünen-Parteichef Robert Habeck unverblümt, als seine Partei während der ersten Monate der Corona-Pandemie oftmals zum Zuschauen aus Sicht der Opposition im Deutschen Bundestag gezwungen war. Umso wichtiger werden die kommenden Monate für die Partei und ihre großen Ambitionen. Die einstige „Anti-Parteien-Partei“ Bündnis 90/Die Grünen ist vier Jahrzehnte nach der Gründung zum festen Bestandteil des deutschen Parteiensystems geworden. Inzwischen ist sie an nicht weniger als elf von sechzehn Landesregierungen beteiligt und derzeit scheint es unrealistisch, dass nach der nächsten Bundestagswahl im September 2021 ohne ihre Beteiligung eine Bundesregierung zustande kommt.
Auch über die deutschen Grenzen hinaus konnten grüne Parteien in den vergangenen Jahren zulegen: Im Europäischen Parlament stieg die Zahl ihrer Abgeordneten bei der Wahl 2019 von 40 auf 56 und in Österreich stellen die Grünen seit Januar erstmals gemeinsam mit der Österreichischen Volkspartei die Bundesregierung. Angesichts der Corona-Pandemie fordern die Europäischen Grünen selbstbewusst, dass die Politik nicht wieder zu einem „business as usual“ zurückkehren dürfe. „Die Konjunkturprogramme müssen deshalb europäisch gedacht bzw. in Europa aufeinander abgestimmt sein, beispielsweise verknüpft über den Green Deal, damit sich alle Länder im europäischen Binnenmarkt entwickeln können“, heißt es in einem Papier der Grünen zur Bekämpfung der Pandemie-Folgen. Daher steht der Gedanke, die Bedürfnisse der kleineren und mittleren Volkswirtschaften in Europa wieder stärker zu berücksichtigen und damit auch die Wirtschaft in ganz Europa neu zu justieren. Mit der Stärkung multilateraler Zusammenschlüsse wie beispielsweise der WTO wäre aus Sicht der Grünen die Chance verbunden, die Krise für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel zu nutzen.